Hand aufs Herz, niemand braucht einen weiteren Fahrradbauer? Fahrräder gibt es satt. Meist überwiegen im Verkehrsgeschehen praktische Modelle für den Alltagsgebrauch. Aber auch sogenannte Designer-Räder, also solche die die Waage zwischen Nutzen und Erscheinung ausloten wollen, sind vertreten. Hier gibt es neben modernem Neudesign, unter anderem auch „Retro“ entweder neu auf „alt“ gemacht oder „echtes“ restauriertes Historisches. Eigentlich alles was das anfangs erwähnte Herz begehren könnte.

Mehr und mehr wandelt sich das Rad vom einfachen Fortbewegungsmittel mit sportlichem Nebeneffekten zum Identitäts-
stiftenden Accessoire von sozialer Relevanz. Besonders der Städter, Mann wie Frau, finden diesen Gedanken attraktiv. Das Auto, früher definierendes Kriterum, erfüllt diesen Zweck eher nur noch bei Teilen der „ältere“ Generationen und bei einigen PS-affinen Bevölkerungs-
gruppen oder gelegentlich auf dem Land, wo ein Auto noch echten Nutzen bringen kann.

Velo Snob möchte seine Erfahrung in Stilfragen nutzen und dies mit dem mindestens vergleichbar populären Gedanken des Recyclings verbinden. Dafür sind Fahrräder wie gemacht. Und es gibt so viele nicht länger genutzte Räder, dass eher die Ideen als das Material auszugehen scheinen.

Der Grund, nun alte Räder als Basis zu verwenden ist naheliegend: sie sind von oft überraschender Qualität. Das ist nicht verwunderlich, da sie zur damaligen Zeit mehr als einen Monatslohn gekostet haben. Und so gut gearbeitet wurden, dass sie ihrem Besitzer für eine deutlich längere Zeit Freude zu bereiten vermochten, als heutige Räder dazu in der Lage wären. Neben der besonderen Qualität haben diese alten Räder zudem etwas, das man neu nicht kaufen kann, nähmlich „Patina“. Also Rost, Beulen, Kratzer, Deformationen usw. die nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern auch Texturen und Farben von besonderer Schönheit liefern.

Den Charme dieser „Schäbigkeit“ zu entdecken und damit einen Weg zu zeitgemässer Eleganz aufzuzeigen, ist die Mission von Velo Snob.

Velo Snob
April 2014